Beschreibung und Analyse der diffusen Reichsbürgerbewegung.
Rezension
Der Autor und Regisseur stellt mehr und weniger bekannte Akteure der Reichsbürgerbewegung vor. So besucht er das von Peter Fitzek gegründete Königreich Deutschland und spricht mit Freiherr Benjamin von Michaelis. Dieser stellt sich wie viele Reichsbürger, die die Bundesrepublik ablehnen und verschiedenen Verschwörungstheorien anhängen, als freundlicher und verschrobener Herr heraus. Ginsburg präsentiert auch offen rechtsradikale Reichsbürger, die den Holocaust leugnen – für den verdeckt ermittelnden jüdischen Autor eine schockierende Erfahrung. Überhaupt entdeckt Ginsburg hinter vielen Verschwörungstheorien der Reichsbürger einen mal verdeckten, mal offenen Antisemitismus. Zudem geht er auf die Berührungspunkte zwischen AfDlern und Reichsbürgern ein. Insgesamt ergibt sich eine eigenartige Mischung aus Esoterik und Verschwörungstheorien mit völkischem Denken. Mal erscheinen die Vertreter als eher skurril, mal als gewaltbereit. Die diffuse Bewegung, die in Teilbereichen bis in die politische Mitte auf Zustimmung stößt, sollte nicht unterschätzt werden.
Ein unterhaltsames, aber auch erschreckendes Porträt einer Bewegung, die aktuell stark im Gespräch ist. Empfohlen.Rezensent: Peter Bräunlein
Personen: Ginsburg, Tobias
Ginsburg, Tobias:
Die Reise ins Reich : Unter Reichsbürgern / Tobias Ginsburg. - Berlin : Das Neue Berlin, 2018. - 266 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-360-01331-6
Soziologie, gesellschaftliche Gruppen, soziale Fragen - Signatur: Sb - Bücher