Versroman über eine Frau, die sich nicht ganz freiwillig allein in einem neuen Apartement dem Schreiben widmen soll.
Rezension
Die Ich-Erzählerin wird nicht physisch festgehalten, ist nicht eingeschlossen und doch lebt sie schon einige Zeit in einer Art goldenem Käfig. Stets unvorhersehbar kommt „Meinmann" und verbringt kurze Zeit mit ihr, nicht ohne an ihre Aufgabe „du wollstest doch schreiben" zu erinnern. In einer großartig komponierten Sprache lässt die versierte Autorin uns teilhaben an Einsamkeit, Selbstzweifel, minutiöser Reflexion einer von männlicher Dominanz und weiblicher Unterwerfungsbereitschaft bestimmten Beziehung. Als Leserin möchte frau ihr zurufen, nimm deinen Mantel und geh. In die 10 Kapitel sind sieben Geschichten, die sie im Laufe Ihrer „Klausur" schreibt, eingewoben. In ihnen tritt in Gestalt der kleinen schmutzigen Frau (oder eines Kindes) immer wieder eine Art alter ego auf, eine unreine, meist schweigende, aber überaus selbstbestimmte Person. Wie weit ist eine kluge, bebildete Frau bereit, sich den Erwartungen und Wünschen von „Meinmann" anzupassen und zu beugen? Wie subtil sind die Blicke, die Enttäuschung oder Langeweile zeigen? Das alles spiegelt A.Pehnt in ihrer klaren Sprache.
Ich lese den Text als feministischen Roman auf hohen literarischem Niveau, dabei verständlich und sehr gut zur Diskussion in Frauengruppen geeignet.Rezensent: Gabriele Kassenbrock
Personen: Pehnt, Annette
Pehnt, Annette:
Die schmutzige Frau : Versroman / Annette Pehnt. - München : Piper, 2023. - 164 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-492-07107-9
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher