Kurze und wortknappe Lyrik in ungebundener Gedichtform.
Rezension
Es ist ein kleiner Band sehr persönlicher, poetischer Begegnungen mit den Phänomenen der Natur, dem Himmel, den Wolken und Jahreszeiten. Eine verhaltene Resignation über das Altern entpuppt sich in Andeutungen über schlaflose Nächte, das Wissen über die Frist unserer irdischen Existenz und das unumkehrbare Verfließen der Zeit. „Die bühne ist nicht mehr dein ort / stumm stehn am ausgang die verluste.“ Bitter erscheint das Thema der zunehmenden Fremdheit auf Erden und der wachsenden Einsamkeit unter den verstorbenen Freunden. „ Das vorratsfach für schwarzumrandete kuverts ist leer.“ Und doch hinterlassen uns diese Gedichte nicht bedrückt oder hoffnungslos. Dies muss an den schwerelosen Zeilen und den treffenden Bildern liegen, an Rhythmus und Schwung, die Reiner Kunzes Sprache charakterisieren. Es ist ein Anliegen des Autors, verständlich zu bleiben und seine Haltung resignierter Heiterkeit, die immer aufrichtig und ohne Schönfärberei bleibt, dem Leser zu übermitteln.
Eine wunderbare Lektüre für alle, insbesondere ältere Leser. Die Gedichte prägen sich tief ein, auch ohne Erfahrung mit moderner Lyrik.Rezensent: Barbara von Korff-Schmising
Personen: Kunze, Reiner
Kunze, Reiner:
die stunde mit dir selbst : gedichte / Reiner Kunze. - Frankfurt : Fischer, 2018. - 67 S. ; 20 cm
ISBN 978-3-10-397376-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher