Rezension
Das Mädchen Gül, "die Rose", lebt in einem kleinen anatolischen Dorf in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mit ihren glücklichen Eltern, der wunderschönen Fatma, die Geschichten erzählen kann, und dem heldenhaft aussehenden, begabten Schmied Timur. Der frühe Typhustod der Mutter zwingt Gül zunächst in die Rolle der Verantwortlichen für ihre beiden jüngeren Schwestern. Als der Vater wieder heiratet, werden die Kinder pflichtbewusst, aber lieblos von der Stiefmutter Arzu erzogen. Während Gül bescheiden und unselbstständig bleibt, werden ihre beiden Schwestern selbstsicher, fordern Rechte und Bildung und finden ihren Weg aus der dörflichen Armut und Enge. Mit fünfzehn heiratet Gül einen Mann, den sie nicht liebt, aber kennt, der sie ernähren kann und begleitet ihn am Ende nach Deutschland. Erwachsenwerden, Alltag, Brauchtum und Entwicklung sind die Themen dieses gut lesbaren, ernsthaften Buches, das einen Einblick in die Hintergründe der türkischen Arbeitsemigration des letzten Jahrhunderts gibt.
Rezensent: Olga Walzel
Personen: Özdogan, Selim
Özdogan, Selim:
Die Tochter des Schmieds : Roman / Selim Özdogan. - 2. Aufl. - Berlin : Aufbau Taschenbuch Verl., 2007. - 310 S. ; 19 cm
ISBN 978-3-7466-2289-7
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher