Vorschläge des russischen Erinnerungsforschers Nikolai Epplée zur Vergangenheitsaufarbeitung in seinem Heimatland.
Rezension
Die russische Bevölkerung lebte von 1917 bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 in einer Diktatur. Die schlimmste Zeit erlebte sie von der Oktoberrevolution 1917 bis zum Tod Stalins 1953. In dieser Zeit verloren Millionen Menschen im Bürgerkrieg und durch staatlichen Terror wie das Gulag-System, durch Aushungern und Vertreibungen ihr Leben. Damit so etwas nie wieder passiert, fordert der Autor die gezielte Aufarbeitung der Staatsverbrechen. In den drei Teilen seines Buches analysiert er die damaligen Ereignisse, untersucht die Vergangenheitsaufarbeitung in sechs anderen Staaten, u.a in Spanien und Deutschland, und schlägt dann als "kompromissbasierte Vergangenheitsbewältigung" für Russland die Einsetzung einer Wahrheitskommission nach südafrikanischem Beispiel vor, die die Staatsverbrechen offenlegt, für eine moralische Verurteilung der Täter sorgt und eine Versöhnung mit den Opfern ermöglicht. Da die derzeitige Staatsmacht jedoch unter anderem durch den Angriff auf die Ukraine versucht, an die Sowjetunion anzuknüpfen, wird Epplées Vorschlag vorerst eine Utopie bleiben.
Ein überaus lesenswertes Buch, das die Hintergründe des Überfalls auf die Ukraine offenlegt.Rezensent: Elisabeth Schmitz
Personen: Epplée, Nikolai Bühling, Anselm
Epplée, Nikolai:
Die unbequeme Vergangenheit : Vom Umgang mit Staatsverbrechen in Russland und anderswo / Nikolai Epplée. Dt. von Anselm Bühling. - Berlin : Suhrkamp, 2023. - 598 S. : Ill. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-518-43105-4
Staat, Politik - Signatur: Sa - Bücher