Roman über die langen Schatten und Verletzungen, die das System der Bespitzelung durch die Stasi hervorgerufen hat.
Rezension
Als Johannes fünf Jahre alt ist, stirbt seine Mutter - vorgeblich - an einem Herzinfarkt und er spürt immer wieder, dass etwas nicht stimmt mit seinem Vater, der oft fremd und seltsam ist, bis dieser acht Jahre später, nach der Wende, "eine Dienstreise antritt" und niemals wiederkommt. Viel später findet Johannes in den Büchern seines Vaters einen Brief, der ihn zur Verfasserin nach Norwegen führt und zum Schlüssel wird für das Verstehen dessen, was er selbst, seine Mutter und sein Vater leidvoll erfahren haben.
Ein kunstvoller, leiser, intensiver Roman: In schlichten, zarten, einerseits leichten und andererseits gravierenden Worten und Episoden beschreibt Jügler auf eher sachliche, undramatische und gerade dadurch ergreifende Weise das Erleben einer Welt, die durch Verrat und Verlust, Sprachlosigkeit, Fremdheit, Einsamkeit und Ratlosigkeit gekennzeichnet ist, in der aber auch Verstehen und Annäherung, Wahrhaftigkeit und Menschlichkeit möglich sind.
Rezensent: Anne Rank
Personen: Jügler, Matthias
Jügler, Matthias:
Die Verlassenen : Roman / Matthias Jügler. - München : Penguin, 2021. - 169 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-328-60161-6
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher