Roman über Einsamkeit und lebenslange Bindungen (nicht nur) im Corona-Lockdown.
Rezension
Manchmal sind Titelübersetzungen nicht ganz treffend. Und so hätte "Die Verletzlichen" eigentlich "Die Vulnerablen" heißen müssen, um das Bedeutungsspektrum des Originaltitels "The Vulnerables" zu erfüllen, geht es doch um die Verletzlichkeit von Menschen in der Phase des Corona-Lockdowns. Hat man sich durch die ersten fünfzig Seiten gearbeitet, wird klar, wohin erzählerisch die Reise geht, nämlich zu einer älteren Schriftstellerin, die im Lockdown in der Wohnung einer Freundin wohnt, dort auf deren Papagei aufpasst und im Laufe der Zeit eine unfreiwillige WG mit einem jungen Mann eingeht. Eingeflochten in diese Erzählung sind viele Reflexionen über vergangene Erlebnisse, Einsamkeit, Freundschaft, Liebe, Zusammenhalt, Literatur und Gesellschaft. Dieser essayistische Stil sorgt dafür, dass man Zeit braucht, um in den Roman hineinzufinden, dann aber auch einige Denkanstöße mitnimmt. Etwas schade: Die stärksten Sätze der Erzählung sind Zitate, stammen also nicht von der Autorin selbst.
Roman für Fans von leisen, nachdenklichen, zugleich nicht banalen Geschichten. Für manch andere:n zu Beginn vielleicht etwas sperrig.Rezensent: Marcel Lorenz
Personen: Nunez, Sigrid Grube, Anette
Nunez, Sigrid:
Die Verletzlichen : Roman / Sigrid Nunez. Dt. von Anette Grube. - Berlin : Aufbau, 2024. - 221 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-351-04198-4
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher