Eine poetische über mehrere Generationen reichende Familiengeschichte, eng verwoben mit Zeitgeschichte aus Lettland.
Rezension
Der Sohn der Erzählerin nimmt dank übergroßer Ohren feinste Geräusche wahr. Dies - und philosophisches Denken - hilft ihm, seine Familiengeschichte in ein "Buch der Wunder" zu schreiben - kollektives Gedächtnis wachzuhalten. Denn es geht auch um Mord und Vertreibung, um Aggression gegen Juden und Jüdinnen oder Sinti und Roma im sowjetisch besetzten Lettland. Es dauert bis in die freiere Zeit Gorbatschows, der den Besitz von Bibeln wieder erlaubt, bis zum Zerfall der Sowjetunion und den ersten demokratischen Wahlen im Baltikum. Die "neue wirtschaftliche Realität", bringt Verwerfungen, die die Erzählerin als Kind wahrnimmt. Krebskrank, am Lebensende, verpflichtet sie sich, "die Wahrheit zu sagen, so seltsam sie auch sein mag." - Sie bekennt: "Früher konnte ich Gott nirgendwo sehen. Jetzt sehe ich ihn überall, wohin ich auch schaue." Basis des Romans der 1970 geborenen Autorin sind (wohl erfundene) wiedergefundene Briefe, Legenden, Lieder, Traditionen um Folklore, Esoterik, Unglaube, Glaube.
In Schulen, im Konfirmandenunterricht, in Literaturkreisen von der Jungen Gemeinde bis zu Senioren. Überall, wo es um Geschichte und Zeitgeschichte geht.Rezensent: Christoph Kuhn
Personen: Ochsner, Gina
Ochsner, Gina:
Die versteckten Briefe : Roman / Gina Ochsner. Dt. von Pociao. - München : Dt. Taschenbuch Verl., 2018. - 397 S. ; 22 cm. - Aus d. amerikan. Engl.
ISBN 978-3-423-28154-6 geb. : EUR 24.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Och - Buch