Nur einige Jahre kann Familie Kramer in ihrer schönen Villa im Vogtland wohnen, dann holt sie der 2. Weltkrieg ein.
Rezension
Das Ehepaar Hans und Elisabeth Kramer bezieht samt ihrer vier Kinder 1940 eine ansehnliche Villa in Reichenbach, Vogtland. Es geht ihnen prächtig, der Vater verdient gut als Wollhändler. Anfangs ist er ein überzeugter Nazi, bis er den Wahnsinn durchschaut. Er stirbt mit nur 36 Jahren. Wegen Geldmangels entlässt seine Frau das Personal, verkauft die Villa, bleibt aber dort noch eine Weile mit den Kindern zur Miete wohnen. Wenig später geht Elisabeth eine neue Beziehung ein. Vor der anrückenden russischen Armee will sie nicht fliehen, sie bleibt im Land. Als alte Dame fährt ihr Sohn sie noch einmal zu "ihrer Villa". Es ist nicht leicht in den Roman, der nur Monate vor dem 80. Geburtstag des bekannten Autors erscheint, hinein zu finden. Eher nüchtern, ja fast emotionslos formuliert er die autobiografisch angehauchte Familiengeschichte. Vielleicht beeindrucken die Passagen, die trotz des sparsamen Gebrauchs von Worten eine Menge aussagen und noch mehr erahnen lassen. Hier war ein Meister am Werk.
Wer gerne einen kargen Stil mag, wer sich durch Ungesagtes inspirieren lässt und wen die alte Rechtschreibung nicht stört, der greife zu. Ab mittleren Beständen.Rezensent: Martina Mattes
Personen: Schädlich, Hans Joachim
Schädlich, Hans Joachim:
Die Villa / Hans Joachim Schädlich. - Hamburg : Rowohlt, 2020. - 189 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-498-06555-3 geb. : EUR 20.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: SL Schäd - Buch