Drastisch, klug und unkonventionell. Ein autofiktionaler Roman über Abschied und Selbstfindung.
Rezension
Die Mutter der jungen Dichterin und Ich-Erzählerin stirbt an Brustkrebs. Nun bringt die Tochter ihre Asche nach Sibirien, um sie dort zu bestatten. Dieses einschneidende Erlebnis ist für sie der Anlass, über das schwierige Verhältnis zur Mutter zu schreiben und gleichzeitig über ihre eigene lesbische Sexualität, Identität und ihr literarisches Schaffen nachzusinnen.
Autorin und Ich-Erzählerin sind miteinander identisch, was die Lesenden viel unmittelbarer dem Erzählten aussetzt. Immer wieder reflektiert Wassjakina ihren Schreibprozess: „Ich überlegte, ob sich diese Geschichte in eine andere, konventionellere Form fügen könnte. Geht es nicht ohne all die schweren, unangenehmen Details? Kann ich kein steriles Buch schreiben? Nein, kann und will ich nicht.“ Sprachlich ist der Roman ohne jeden Schnörkel. Dies unterstreicht seine heftige Ehrlichkeit, die ungemein fasziniert, weil sie mir als Leserin so nahe kommt.
Rezensent: Wiebke Richter
Personen: Wassjakina, Oxana Rajer, Maria
Wassjakina, Oxana:
Die Wunde : Roman / Oxana Wassjakina. Dt. von Maria Rajer. - Berlin : Blumenbar, 2023. - 300 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-351-05113-6
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher