Besorgter Blick auf unser Land und Mahnung zum Festhalten an demokratischen Werten.
Rezension
Lamya Kaddor, Westfälin mit syrischen Wurzeln, ist Religionslehrerin und Gründungsvorsitzende des Liberal-Islamischen Bundes. Seit Jahren kämpft sie dafür, dass Muslimisch- und Deutschsein zusammenpassen können und sollten. In „Zerreißprobe“ fragt sie, ob und wie sich die deutsche Mehrheitsgesellschaft ändern muss, damit die Integration von Migranten gelingen kann. Sorge bereitet Kaddor, dass Rassismus und Ausländerfeindlichkeit seit 2015 zunehmen. Denn Fremdenhass und Angstmache spielen einem Populismus in die Hände, der die Demokratie gefährdet. Die Hasskampagne, die dieses Buch auslöste, veranlasste die Autorin, Ende 2016 ihren Lehrberuf vorerst aufzugeben. Doch was bringt die Hetzer gegen Kaddor auf? Dass sie Globalisierung und Einwanderung als unumkehrbar beschreibt? Dass sie Traditionslinien von Fremdenhass hierzulande aufzeigt? Dass sie gegen eine „völkische“ Definition von Deutschsein und für Verfassungspatriotismus eintritt? Oder dass sie für Besonnenheit, Mitgefühl und achtsamen Umgang miteinander plädiert?
Man kann sicher über einige Aussagen (vor allem geschichtliche) Kaddors streiten, aber das ist auch in ihrem Sinne – und dem der Demokratie. Allen Büchereien empfohlen!Rezensent: Kerstin Wohne
Personen: Kaddor, Lamya
Kaddor, Lamya:
Die Zerreißprobe : Wie die Angst vor dem Fremden unsere Demokratie bedroht / Lamya Kaddor. - Berlin : Rowohlt Berlin, 2016. - 237 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-87134-836-5
Soziologie, gesellschaftliche Gruppen, soziale Fragen - Signatur: Sb - Bücher