Der Straßenverkäufer Mevlut durchstreift Jahrzehnte lang sein sehr geliebtes Istanbul und erzählt seine Eindrücke.

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Rezension

Die sich unaufhaltsam verändernde Stadt Istanbul liefert den Hintergrund in diesem beeindruckenden, fast 600-seitigen Roman des Literaturnobelpreisträgers Orhan Pamuk, der 1952 in der Metropole am Bosporus geboren wurde. Hauptperson ist der Straßenhändler Mevlut. Er kommt als Junge Ende der 1960er Jahre vom Land nach Istanbul und verkauft, unter der Ägide seines Vaters, ein leicht alkoholisches Hirsegetränk namens Bosa. Auf einer Hochzeit verliebt er sich in eine wunderschöne Frau und schreibt ihr glühende Liebesbriefe. Weil er arm ist und keinen Brautpreis zahlen kann, „entführt“ er die Angebetete, bekommt aber statt ihr deren ältere Schwester Rayiha. Beide heiraten und werden sehr glücklich, bis das Schicksal das bescheidene Miteinander jäh zerstört. In einem sanften Erzählfluss berichten mehrere Sprecher und Sprecherinnen über das Alltagsleben von Mevlut und seiner Familie, über politische Umschwünge und wirtschaftliche Fortschritte. Schon nach den ersten Sätzen versteht man, warum Pamuk zu den erfolgreichsten Romanciers der Moderne gezählt wird.

Geduldige Hörer, die gerne unaufgeregte, berührende und stilistisch hervorragende Romane über einfache Leute von ausgewählten Sprechern vorgelesen bekommen, haben hier ein Juwel gefunden.

Rezensent: Martina Mattes

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Personen: Wunder, Dietmar Zischler, Hanns Meier, Gerhard Pamuk, Orhan

Schlagwörter: Istanbul Familienepos Urbanisierung Bosa