Der erste Band über das Schicksal einer jüdischen Familie im Europa der 20er Jahre.
Rezension
Im Sommer 1923 wird die 16-jährige, in Berlin wohnende Leonie Lasker zu ihrer Überraschung von unbekannten Verwandten nach Südfrankreich eingeladen. Hier trifft sie ihre mit hellseherischen Gaben ausgestattete Urgroßmutter. Von ihr erfährt sie, dass die Laskers jüdische Wurzeln haben. Die alte Frau bittet Leonie, drei goldene Buchstaben des hebräischen Wortes für Wahrheit wieder zu finden, die vor vielen Jahren auf die inzwischen verfeindeten Zweige der Familie verteilt wurden; nur so könne großes Leid für die Juden verhindert werden. Es dauert lange, bis Leonie den Schock ihrer Frankreichreise überwunden hat und bereit ist, sich ihrer Situation zu stellen. In Berlin gelingt es ihr nach großen Schwierigkeiten, den ersten Buchstaben aufzuspüren. - Eindringlich und überzeugend schildert die Autorin Leonies Entwicklung vom anfänglichen Nichtwahrhabenwollen ihrer jüdischen Abstammung über die Auseinandersetzung mit ihrem deutschnational gesinnten Vater bis zu einer Haltung tapferen Bekennermutes. Dabei zeichnet die Autorin kein Schwarzweißbild, sondern beleuchtet differenziert die Hintergründe und damit auch die Tragik, die dem Geschehen zugrunde liegt. Der historische und sozialkritische Roman bringt beeindruckende Milieudarstellungen der Gesellschaft der frühen Weimarer Republik.
Rezensent: Dieter Jeanrond
Personen: Lewin, Waldtraut
Lewin, Waldtraut:
Drei Zeichen sind ein Wort / Waldtraut Lewin. - 1. Aufl. - München : cbj, 2007. - 411 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-570-13078-0
Erzählungen (ab 13 Jahre) - Signatur: Ju 3 - Bücher