Lehtolainen, Leena
Du dachtest, du hättest vergessen Roman
Bücher

Verstörendes finnisches Familienporträt.


Rezension

Das Leben wird unsichtbar immer noch beherrscht von dem vor 25 Jahren von seinem Sohn Rane erschlagenen Vater, der Jahrzehnte lang mit seinem Jähzorn die Personen um sich tyrannisiert hat. Sein gewaltsamer Tod sowie der rasch folgende Suizid Ranes versetzt die Familie eine Generation lang in Schweigen – bis Katja, die Nichte Ranes, bei der Beerdigung der Großmutter beginnt, in der Vergangenheit zu wühlen. - Der Roman ist die teils deprimierende psychologische Studie einer verängstigten, gestörten Familie. Das Geschehen setzt mit der Beerdigung der Großmutter ein und entwickelt sich in den einzelnen Kapiteln, jeweils von unterschiedlichen Familienmitgliedern geschrieben, nach hinten zurück. Ein verstörendes Bild setzt sich mosaikartig zusammen und zeigt die Familie als eine Gruppe Verhaltensgestörter: Alkoholabhängig, essgestört, magersüchtig, arbeitslos, desorientiert suchen die Einzelnen den Grund für ihr Versagen in der Vergangenheit, malen sich Schuld und inzestuösen Missbrauch als Erklärung für ihre gescheiterte Existenz aus.

In epischer Breite ein problemreicher, aber spannend zu lesender Familienroman, dem man ein Personenverzeichnis hätte voranstellen sollen; die finnischen Namen meist unbekannten Geschlechts erschweren lange Zeit, das Bild der Familie zusammenzusetzen.

Rezensent: Astrid van Nahl


Personen: Lehtolainen, Leena Schrey-Vasara, Gabriele

Schlagwörter: Außenseiter Familie Finnland Vergangenheitsbewältigung

Lehtolainen, Leena:
Du dachtest, du hättest vergessen : Roman / Leena Lehtolainen. Dt. von Gabriele Schrey-Vasara. - 1. Aufl. - Reinbek : Kindler, 2007. - 414 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-463-40474-5

Zugangsnummer: 22474
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher