Anklageschrift und Ermunterung zum Gespräch über das Sterben oder "Warum eine Patientenverfügung oft nicht ausreicht".
Rezension
Tilmann Jens klagt an: Warum dürfen so viele Menschen trotz Patientenverfügung nicht sterben? Er klagt Politiker, Kirchenvertreter, Ärzte, Betreuer, Angehörige und Pflegekräfte an, oft aus Profitgier oder aus Angst, aus dogmatischen oder anderen Gründen den Selbstbestimmungswillen von Menschen nicht zu achten. Einzig für die Angehörigen findet er verständnisvolle Erklärungen. Leidenschaftlich wirbt er für eine Gesetzesänderung zur aktiven Sterbehilfe und belegt diese mit Beispielen. Allerdings bedient er sich genau der gleichen Schwarzweißmalerei, die er den von ihm Angeklagten vorwirft: Die Frage der Selbstbestimmung und ihrer Grenzen, die Frage was "Würde" bedeutet, kommen zu kurz und er pauschalisiert die Beweggründe der "Verhinderer" eines selbstbestimmten Sterbens. Allerdings stimme ich ihm uneingeschränkt zu in seiner "Ermunterung zum angstfreien, kontinuierlichen und vor allem zeitig begonnenen Gespräch über die letzten Dinge“.
Ein spannender Beitrag für die Auseinandersetzung mit dem (selbstbestimmten) Sterben, der allerdings auch kritisch hinterfragt werden sollte. (Sehr gut einsetzbar zusammen mit „Langsames Entschwinden“ von Inge Jens. Rowohlt 2016. ISBN 978-3-498-03344-6)Rezensent: Christine Stockstrom
Personen: Jens, Tilman
Jens, Tilman:
Du sollst sterben dürfen : Warum es mit einer Patientenverfügung nicht getan ist / Tilman Jens. - Gütersloh : Gütersloher Verl. - Haus, 2015. - 183 S. ; 20 cm
ISBN 978-3-579-07096-4
Lebenssituationen und Lebensfragen - Signatur: Fd - Bücher