Die Autorin erwacht aus dem Koma und hat ihre Sprache und ihr Leben verloren. Wortweise, stückweise kehrt sie zurück.
Rezension
Anders als das Sujet erwarten ließe, ist das kein Rekonvaleszenzroman im herkömmlichen Sinn. Im Gegenteil. Beim Zusammensetzen der Sprache, setzt sich auch die Erinnerung zusammen und ergibt Überraschendes. Schon allein das Wiedergewinnen der Worte und Bildwelten ist ein literarischer Genuss, aber auch die Story ist gut. Der fürsorgliche Mann gerät ins Zwielicht, nachdem manches Bild im Kopf wieder hergestellt ist. Wer ist die Frau, die sie selbst ist und wer die andere? Und was war da? Wie Schmidt die Lücken schließt, respektvoll mit Liebe und Beziehung umgeht, sparsam eine reiche Vergangenheit skizziert - das ist Leselust. Schuld und Lebenszeit, Gewöhnung und Vertrauen. Das ganze Spektrum des Lebens wird angerissen, ohne platt verhandelt zu werden. Dass dabei auch die Erinnerungen an die untergegangene DDR in gelungener Weise aufstehen und es der Autorin gelingt, einen differenzierten und genauen Blick zu wagen, sei am Rande ebenfalls erwähnt.
Ein durch und durch zu empfehlender Roman, der sich auch hervorragend in Lesekreisen, Gottesdiensten und Gesprächsrunden einsetzen läßt.Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Schmidt, Kathrin
Schmidt, Kathrin:
Du stirbst nicht : Roman / Kathrin Schmidt. - 1. Aufl. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2009. - 347 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-462-04098-2 geb. : EUR 1995.00
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