Fernsehserie als Roman - bissiges Portrait von Medienmachern in der Großstadt, solchen, die es werden wollen, denen, die es mal waren und mit allem dramaturgischen Pathos versuchen, das Lenkrad wieder in der Hand zu halten.
Rezension
Die Besetzung, die Norbert Müller aufbietet, ist beinahe eine Art Denver Clan, der sich nach Berlin verirrt hat. Da ist Arthur, der Chef der Agentur ‚Easy Deutschland’, die gut situierten Immigranten das Leben in Deutschland und auch ihr Portemonnaie leichter machen will. Früher war er Regisseur der Arztserie ‚Doktor Markus’ ,dessen Hauptdarsteller langsam aus der Rolle und ins Tief der midlife-crisis stürzt. Währenddessen versucht sich die attraktive Ann Charlotte, beste Freundin von Arthurs Geliebter Marion, als unkonventionelle Literatin. Dr. König, Leiter einer Volkshochschule in spe, leidet unter dem dramatischen Zerfall seiner Ehe und Familie, während der dicke Eckhard anstatt dem Kinderwunsch seiner Frau Carol nachzugeben lieber von Amerika träumt. Und wie passt das alles zusammen? Im Stile einer Fernsehserie montiert Müller die Episoden seiner diversen Handlungsstränge zusammen und nimmt dabei alle bekannten Stereotype aufs Korn. Das führt zu so mancher sehr lustigen Szene, die dem stets ums lockere provokante Wort bemühten Autor doch bisweilen selbst zum Abziehbild gerät. Die Erzählung um das Medienmilieu liest sich leicht und unterhaltsam, obwohl Figuren wie Roman bis zum Ende ziellos und etwas ohne Motivation in der Schwebe bleiben.
Wer unterhaltsame Literatur mit etwas bissigem Humor und die Ästhetik von Vorabendserien schätzt, dem wird ‚Easy Deutschland’ gefallen.Rezensent: Nils Hanwahr
Personen: Müller, Norbert
Müller, Norbert:
Easy Deutschland : Roman / Norbert Müller. - 1. Aufl. - St. Pölten : Residenz, 2007. - 425 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-7017-1470-4
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher