Ein Ermordeter und eine verstörte junge Frau - beide Fälle haben auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun und doch gehören sie zusammen. Eine geduldige Psychologin fördert Grausames zu Tage.

---

Rezension

Der Nachbar macht die Polizei darauf aufmerksam, dass etwas im Haus von Winfried Ott nicht stimmen kann. Tatsächlich liegt der alte Herr ermordet da. Fast gleichzeitig wird eine junge Frau im Pailettenkleid verstört in einem Waldstück aufgefunden. In der Psychatrie nimmt sich eine engagierte Psychologin ihrer an. Zuerst verweigert die Frau jede Mitarbeit, dann bricht es aus ihr heraus: ihre schwere Kindheit, welche überschattet war von der Alzheimerkrankheit ihres Vaters, die selten anwesende Mutter, die Lieblosigkeit der Umwelt. Das Erstlingswerk der Schauspielerin und Sprecherin Andrea Sawatzki wurde mit großem Echo aufgenommen. Es handelt sich weniger um einen Kriminalroman im herkömmlichen Sinn als um ein Psychodrama, das nicht wenige unter die Haut gehende Stellen aufweist. Die Autorin selbst liest ihr fesselndes Buch vor. Dabei nimmt sie sich angenehm zurück, um den zahlreichen inneren Monologen und Therapiegesprächen breiten Raum zu geben.

Ebenso empfohlen wie die gleichnamige buchausgabe (ISBN 978-3-492-05566-6). Der nicht leichte Stoff fordert auf jeden Fall belastbare ZuhörerInnen.

Rezensent: Martina Mattes

---

Personen: Sawatzki, Andrea

Schlagwörter: Kindheit Alzheimer Prostitution Trauma