Abdel-Samad, Hamed
Ein Araber und ein Deutscher müssen reden
Buch

Vergnüglicher, dennoch aktueller und tiefgehender Dialog in kurzen Texten über die Deutschen heute und ihre Seele


Rezension

Zwei Freunde - der eine ein islamkritischer Politikwissenschaftler, nicht unumstritten, der andere ein Unterhaltungsautor - müssen reden. Tun sie aber nicht, sie schreiben sich E-Mails: Aus dem Dialog über das Buch wird das Buch selbst. Sie räsonieren über die Deutschen, ihre Angst vor Flüchtlingen und Ausländern, über die Arbeitsmoral, über das Grundgesetz, über ihre Identität und Mentalität. Das ist deswegen so vergnüglich, weil der eine die arabischen Tugenden dagegenhält, nämlich Gastfreundschaft, Bescheidenheit, Lebensfreude und Humor. Gleichzeitig fragt sich Abdel-Samad, wie er denn nach 20 Jahren Deutschland Deutscher werden kann - eine Frage, die der Bio-Deutsche nicht versteht, hat er doch selbst damit Probleme, Deutscher zu sein. - Bei aller Fröhlichkeit der Sprache ist es auch ein streitbares Buch. Genießt Religion hierzulande einen zu großen Schutz? Wird die Integrationsdebatte islamisiert? Warum werden Konservative angesichts der Flüchtlinge plötzlich zu Kämpfern für die Emanzipation? - Wer eine Schublade für die beiden Autoren sucht, wird nicht fündig. Die Form des - manchmal sogar etwas ruppigen - Austauschs von kurzen Texten, schnell, aber nicht unbedacht geschrieben, garantiert Frische und Lebendigkeit.

Das kleine, handliche Buch kann ebenso eine Bereicherung für Gesprächskreise sein wie auch als Gastgeschenk die Blumen ersetzen.

Rezensent: Volker Dettmar


Personen: Abdel-Samad, Hamed

Schlagwörter: Deutschland Religion Integration

Abdel-Samad, Hamed:
Ein Araber und ein Deutscher müssen reden / Hamed Abdel-Samad u. Hans Rath. - Reinbek : Rowohlt Taschenbuch Verl., 2016. - 121 S. ; 17 cm
ISBN 978-3-499-63198-6 geb. : EUR 10.00

Zugangsnummer: 2014/2962
Soziologie, soziale Fragen - Buch