Eine Geschichte vom Teenagerleben in den 70ern und vom Trost der Freundschaft. Und vom Trauern.
Rezension
Bens Bruder Jonas stirbt mit acht Jahren. Von hier an wird ein fein gewebter Teppich von Perspektiven der Trauer ausgerollt, angereichert mit den Aromen der 70er: RAF und Ravioli, Daktari und DAF – Jugenderinnerungen der Leser*innen werden wach.
Zwei unterschiedliche Formen des Trauerns: Ruth – für sie ist Ben jetzt eine Seele - denkt oft an Selbsttötung, muss aber für den elfjährigen Ben dableiben. Der hingegen baut seinen toten Bruder in den Alltag ein. Ein neugeborenes Kalb wird nach ihm benannt, Winnetou hilft auch. Aber Gott bleibt für ihn ein fauler Gott, einer, der sich nicht kümmert. Ruths Leben gleitet langsam den Hang hinab, Ben wird standfester. Lohses Sprache ist wie ein Kaleidoskop: Eine kleine Drehung und der jugendliche Blick Bens ist verschwunden und die traurige Welt Ruths erklingt. Noch eine Bewegung und der alte Herr spricht, der Ben in seinem alten Auto empfängt oder ein Mitschüler aus einem ganz anderen Milieu. Und da wären wir wieder bei dem fein gewebten Teppich.
Rezensent: Volker Dettmar
Personen: Lohse, Stephan
Lohse, Stephan:
Ein fauler Gott : Roman / Stephan Lohse. - Berlin : Suhrkamp, 2017. - 329 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-518-42587-9
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher