Unprätentiöse Geschichte eines Mannes, der querschnittsgelähmt sein Leben weiterlebt.
Rezension
Juli 1986: Ein Paar, das ein neues Leben anfangen will, renoviert eine Berliner Wohnung. Er fällt von der Leiter, querschnittsgelähmt. Er kämpft sich zurück, aber es wird nicht die abgedroschene Floskel vom "Willen" bemüht. Er kann sich wieder mit Stöcken fortbewegen, aber von richtigem Laufen kann nicht mehr die Rede sein. Das Fallen hört nicht auf - er fällt immer wieder, im Bad, auf dem Gehsteig, im Büro, im Supermarkt. "Er lernt zu fallen", heißt es an einer Stelle. "Ob es geht, wird sich zeigen, wenn er es tut. Sein Weg ist keine Rückkehr." Die Kamera zieht auf, die Wohnung kommt in den Blick, das Haus, der Behindertenparkplatz, um den es einen ständigen Kampf gibt. Nebenbei wird es so zu einem West-Berlin-Buch. Das Leben draußen wird schneller, lauter, roher, gewalttätiger. Bemerkenswert an dieser Autorin ist ihr Ton, ein ganz besonderer, beeindruckender Ton. Hier wird nicht gewertet, sondern geschildert. Nicht sagen, sondern zeigen, lautet eine alte Regel des Schreibens!
In Gesprächskreisen kann dieses Buch sehr viele Ansätze zur Diskussion liefern, ihm kann gerne ein Platz im Regal der Bücherei eingeräumt werden.Rezensent: Volker Dettmar
Personen: Edschmid, Ulrike
Edschmid, Ulrike:
Ein Mann, der fällt : Roman / Ulrike Edschmid. - Berlin : Suhrkamp, 2017. - 186 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-518-42581-7 geb. : EUR 20.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Eds - Buch