In dem Debütroman gibt Ruth Druart mit Einzelschicksalen bewegende Einblicke in die deutsche Besatzungszeit in Paris.
Rezension
Die Begebenheit scheint unbegreifbar. Ein jüdisches Paar aus Paris wird nach Auschwitz deportiert. Um ihren neugeborenen Sohn Samuel zu retten, übergibt die Frau diesen auf dem Weg einem französischen Gleisarbeiter. Mit seiner Freundin und dem Kind entschließt er sich zur Flucht in die USA. Dort geben sie das Kind als das eigene aus. Kann diese Lebenslüge tragen? Realistisch, spannend und erschütternd erzählt die Autorin die herzzerreißende Geschichte. Nach ihrem Studium der Psychologie kann sie die Entwicklung ihrer Figuren glaubhaft nacharbeiten. Sie macht die schwere Zeit nachvollziehbar, zeichnet Samuels Entwicklung realistisch nach, schildert seine Zerreißprobe zwischen den zwei Welten. Genauso überzeugend beschreibt die Autorin, wie sich beide Paare an dem Kind aufreiben, an dem Konflikt darum fast untergehen. Dennoch wird Druart manchmal etwas melodramatisch. Vielleicht ist ihr Wunsch nach Harmonie doch zu groß, um zum Schluss nicht doch in den Kitsch abzugleiten.
Ein gutes Buch, um den Lesern die Verbrechen des Nationalsozialismus nahezubringen. Es fordert außerdem zur Auseinandersetzung mit der eigenen Identität heraus und versucht eine Antwort auf die Frage, ob Herkunft oder Umfeld die Persönlichkeit bestimmen.Rezensent: Ute Lawrenz
Personen: Druart, Ruth Moreno, Ulrike
Druart, Ruth:
Ein neuer Morgen für Samuel : Roman / Ruth Druart. Dt. von Ulrike Moreno. - Köln : Lübbe, 2021. - 542 S. ; 22 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-7857-2734-8 geb. : EUR 22.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Dru - Buch