Gedichte und Poesie in Prosa sind in fünf Kapitel gegliedert, die jeweils einem Tier gewidmet sind.
Rezension
Der österreichische Schriftsteller, der vor allem mit seinem Roman "Abendland" bekannt wurde, erzählt in freien Rhythmen und unregelmäßigen Strophen von alltäglichen Begegnungen und Begebenheiten. Köhlmeier thematisiert den Achtzigjährigen, der sein Alter spürt, wenn er die U-Bahnstufen nach oben steigt, schreibt über Kinder, die ihre Mutter beschützen müssen, über das Schweigen zwischen Mann und Frau, über die Missgunst und die falsche Liebe. Manche Gedichte greifen weit in die Vergangenheit zurück. Vielsagende Auslassungen und Andeutungen lassen uns über lebenslange Beziehungen, uralte Ablagerungen von Ressentiments oder Neid nachdenken. Die Tiere kommen nur selten vor. Es geht vor allem um den Menschen, seine Illusionen, seine Leidensfähigkeit und Enttäuschungen. Die scheinbar einfachen Sätze aber werden immer wieder verrätselt; eingeschobene, paradoxe Zeilen verriegeln gleichsam den mühelosen Zugang, leiten eine überraschende Wende ein.
Eine lohnende Lektüre für alle, die den Zweideutigkeiten und Rätseln, die sich selbst hinter einer klaren Sprache verbergen, auf die Spur kommen möchten.Rezensent: Barbara von Korff-Schmising
Personen: Köhlmeier, Michael
Köhlmeier, Michael:
Ein Vorbild für die Tiere : Gedichte / Michael Köhlmeier. - München : Hanser, 2017. - 138 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-446-25446-6 geb. : EUR 18.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Köh - Buch