Temporeicher Roman über die Gesellschaft in Dagestan, über traditionelle Brautsuche für spätmoderne Menschen zwischen Blumenrock und Facebook.
Rezension
In diesem Roman stimmt nichts! Es ist eine verrückte Welt dort im postsowjetischen Dagestan irgendwo in einem Ort an der Bahnstrecke zum Kaspischen Meer, einer Welt, der beim Spagat zwischen Tradition und Moderne die Sehnen gerissen sind. Die 25-jährige Patja und der Rechtsanwalt Marat arbeiten beide in Moskau, treffen sich aber erst in ihrem Heimatort. Marats Mutter hat schon einen Hochzeitssaal gemietet, allein es fehlt noch die Braut. Nervenzehrend führt sie ihrem Sohn eine nach der anderen vor - sein Widerstand lässt langsam nach. Patja hingegen muss sich der Avancen des paschahaften Timur erwehren, der ihr mit psychischer Gewalt nachstellt. Im Hintergrund der Kampf der alten sufistischen Moschee und der eindringenden wahabitischen, der Kampf zwischen Folklore und Konsum, Aberglaube und Internet. Die Sprache des Romans ist ein Feuerwerk, mit ihr begegnet die Autorin der grotesken Welt ihrer Heimat.
Ein an der großen Welt und ihren Veränderungen und Verwerfungen interessierter Literaturkreis hat an diesem Buch sicherlich seine Freude.Rezensent: Volker Dettmar
Personen: Ganijewa, Alissa Körner, Christiane
Ganijewa, Alissa:
Eine Liebe im Kaukasus : Roman / Alissa Ganijewa. Dt. von Christiane Körner. - Berlin : Suhrkamp, 2016. - 238 S. ; 19 cm. -
ISBN 978-3-458-42554-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher