Junge Frau - älterer Mann: die Beziehung bringt seine Selbstsicherheit völlig ins Wanken.
Rezension
Edward und Ruth sind ein ungleiches Paar. Er ist Mittvierziger und ein anerkannter, erfolgreicher Virologe. Forschung, Reisen und die Anerkennung seiner beruflichen Partner gehören zu seinem Leben - ein Leben, das er stark und selbstbewusst durchschreitet. Ruth ist jung und schön, eine Soziologiestudentin ohne Abschluss. Der körperliche Reiz führt die Beiden zusammen. Ihre Auseinandersetzung beginnt mit Ruths ethisch-moralischen Grundsätzen Tierversuchen gegenüber, die Edward zunächst für absurd hält. Schleichend macht sich allerdings sein Unbehagen breit mit der Erkenntnis, Mitgefühl und Sensibilität auf der beruflichen Karriereleiter verloren zu haben. Auch die (im Detail beschriebenen) Affären können nicht mehr trösten, sondern gefährden eher sein berufliches Weiterkommen. Die emotionale Nähe zum kleinen Sohn kann von ihm nicht gespürt werden; er leidet und beklagt den Zustand, trotz allem „ein Herz zu haben“. Edward bricht am Ende des Romans eine Vorlesung unter Tränen ab.
Frauen werden sich an vielen chauvinistischen Sätzen stören; „Mittelalter-Männer“ werden sich im Plot vermutlich wieder finden; alle literarisch Interessierten werden einen Reiz am kleinen Roman haben: er hat einen flüssigen Stil und ist sehr treffsicher in der Wortwahl.Rezensent: Christiane Spary
Personen: Wieringa, Tommy Bach, Bettina
Wieringa, Tommy:
Eine schöne junge Frau : Roman / Tommy Wieringa. Dt. von Bettina Bach. - München : Hanser, 2015. - 123 S. ; 19 cm. -
ISBN 978-3-446-24788-8
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher