Langversion des preisgekrönten Essays "Uwe Mundlos und ich".
Rezension
Eisenhüttenstadt wurde ohne Kirchen geplant. Die Autorin Sabine Rennefanz wurde dort geboren. Sie gehört zur selben Generation wie Uwe Mundlos und wuchs in vergleichbaren ostdeutschen Verhältnissen auf. Aber aus ihr wurde keine Nazimörderin. Als Redakteurin der Berliner Zeitung gehört sie sogar zu den Akteuren des deutschen Journalismus. Auch sie hat jedoch eine Erfahrung mit geschlossenem Denken und harten Gruppenregeln. Nach ihrem Abitur begann sie in Hamburg zu studieren und geriet dort in die Kreise einer Freikirche, die totalitäre Züge hatte. Rückblickend urteilt sie, dass sie diese Phase brauchte, um die neue, scheinbar regellose Zeit nach der Wende zu überstehen. Nur eine Liebesbeziehung ermöglichte ihr letztlich den Ausstieg und das Wachstum in eine differenzierte Weltsicht. Die "Stille Wut" der Wendegeneration dürstete nach radikalen Lebenskonzepten. Aber was wäre z.B. mit Uwe Böhnhardt passiert, wenn er seinen festen Job nicht doch nach einem Monat wieder verloren hätte?
Ein heterogenes, sehr biografisches und ebenso offenherziges Buch, das Menschen mit Ost- und West-Biografien neue Deutungsmuster vorschlägt.Rezensent: Frank Hiddemann
Personen: Rennefanz, Sabine
Rennefanz, Sabine:
Eisenkinder : Die stille Wut der Wendegeneration / Sabine Rennefanz. - München : Luchterhand, 2013. - 255 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-630-87405-0
Einzel- und Familienbiografien sowie Briefe und Tagebücher einzelner Personen aus allen Sachgebieten - Signatur: Bb - Bücher