Eindrucksvolle, bedrückende Geschichte einer slowenischen Familie in Kärnten.
Rezension
Haderlap erzählt die Geschichte ihrer Familie, die als slowenische Minderheit aus Kärnten stammt. Die Großmutter ist die wichtigste Bezugsperson für das Mädchen, der Vater traumatisiert von den Kriegserlebnissen. Das Leben auf dem Bauernhof, auf dem sie in den 60er Jahren aufwächst, ist geprägt von der Vergangenheit, dem Kampf gegen die Deutschen, dem Partisanenleben und den im Lager erlebten Grausamkeiten. Das Mädchen kann sich nur mühsam von der allgegenwärtigen Vergangenheit befreien, als es aufs Gymnasium und zum Studium nach Wien geht. Sie hat Schwierigkeiten mit ihrem Zugehörigkeitsgefühl, lange hat sie zwischen den Sprachen und Identitäten gelebt. Nach dem Tod des Vaters fürchtet sie, „vom Vergangenen gänzlich überrollt zu werden“ und beschließt, „das Versprengte, Erinnerte und das Erzählte…in eine geschriebene Form zu bringen“. Erst die Macht der Sprache, mit der die Autorin ihre schrecklichen Erinnerungen formuliert, helfen ihr, die Vergangenheit zu ertragen, wobei sie dies nicht in slowenisch, sondern nur über die Distanz der deutschen Sprache erreicht.
Ein wichtiges Buch, erzählt in einer poetischen Bildsprache, eindrucksvoll und bedrückend zugleichRezensent: Ileana Beckmann
Personen: Haderlap, Maja
Haderlap, Maja:
Engel des Vergessens : Roman / Maja Haderlap. - Göttingen : Wallstein, 2011. - 287 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-8353-0953-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher