Ente entdeckt den Tod, der offenbar schon lange hinter ihr steht und nun zum Weggefährten wird.
Rezension
Eines Tages bemerkt Ente, dass jemand in ihrer Nähe ist. „Schön, dass du mich endlich bemerkst. Ich bin der Tod. Ich bin schon in deiner Nähe solange du lebst – nur für den Fall.“ So lernt die aufrecht gehende schmale Ente den Tod kennen. „Kommst du mich jetzt holen?“ ist ihre erste Befürchtung. Es folgen eine Reihe von elementaren Gesprächen, die die beiden Protagonisten durchaus einander näher bringen. Wenn sie mal davon absieht, wer er ist, findet Ente den Tod sogar sehr nett. Freundschaftlich nimmt sie ihn mit zum Teich und wärmt ihn sogar, als er – vom Gründeln schnell verkühlt – frierend auf dem Boden liegt. Auch der Tod ist erstaunt über so viel Vertrauen und Freundlichkeit. Als die Ente am nächsten Morgen früh erwacht, stellt sie zufrieden fest: „Ich bin nicht gestorben.“ Was aber nach dem Tod auf sie wartet, das möchte sie doch zu gerne erfahren. „Manche Enten sagen …“, so beginnen ihre Vermutungen und Versuche, dem Tod ein paar handfeste Informationen zu entlocken. Die beiden verbringen immer mehr Zeit miteinander und als der Winter beginnt, ist die Ente gestorben. Behutsam legt der Tod sie auf den großen Fluss, gibt ihr einen kleinen Schubs und schaut ihr lange nach.
Erneut erweist sich der Illustrator Erlbruch als Meister der bildnerischen Erzählung mit knappsten Mitteln, die gleichwohl eine große Wirkung entfalten. Wenige Striche genügen, um die schmale Ente mal fragend in den Himmel schauen oder erwartungsvoll einem neuen Tag entgegen sehen zu lassen. Im graukarierten Kittel und mit charakteristischem Schädel ist der Tod die dominierende Figur. Die beiden Akteure sind überwiegend ohne Hintergrund ganz auf sich bezogen, mal schmiegt sich die Ente wärmend an den Tod, mal halten sie sich an den Händen wie zum Tanz. Die Bilder zeichnen ein freundliches Bild vom Tod, er wird zum Weggefährten der Ente und gibt ihr am Schluss das letzte Geleit. Das Buch zeigt die allmähliche Annäherung eines Lebewesens an den Tod , Leben und Tod erscheinen hier untrennbar miteinander verbunden, dabei kann der Tod sogar der Freund des Lebewesens sein.
Rezensent: Gabriele Kassenbrock
Personen: Erlbruch, Wolf
Erlbruch, Wolf:
Ente, Tod und Tulpe / Text und Ill. vom Autor. - 3. Aufl. - München : Antje Kunstmann, 2007. - o.Pag.: überw. Ill. ; 28 cm
ISBN 978-3-88897-461-8
Bilderbücher (einschl. Märchen- u. Sachbilderbücher) - Signatur: Jm 1 - Bücher