Was ist Europa? Zeigen sich historisch konstante Linien in der über 2000 Jahre langen Suche nach einem Selbstverständnis?
Rezension
Wertheimer zeichnet die kulturelle Entwicklung des Kontinents von den frühen Mythen bis in die Gegenwart der Europäischen Union kenntnisreich, quellengesättigt und thesenstark nach. Er erkennt Konstanten, ein Schwanken zwischen den geistigen Anziehungskräften Ost und West, ein Streben nach individueller Einzigartigkeit und Freiheit bei gleichzeitiger Sehnsucht nach Bindung und Zugehörigkeit, und eine sprachlich und literarisch grundierte Kraft der Findung und Selbsterfindung. - Die minoische Kultur und die griechische philosophische Genialität, der politische Machtanspruch der "Pax Romana" Roms, die "Erfindung" des Christentums auf der Grundlage östlicher monotheistischer Theologie, Renaissance, Reformation und das Zeitalter der Entdeckungen, Industrialisierung und Globalisierung werden hier unter neuem Blickwinkel äußerst anregend bewertet. Es entsteht ein Bild Europas als ein vielfältiger, fruchtbarer, gefährdeter und innovativer geistiger Raum.
Europas Stärke ist die Diversität, die Sehnsucht ist die friedliche Einheit und die Zukunft ist die intellektuelle Unruhe. Für Leser mit Neugierde auf einen weiten Horizont. Ein beeindruckendes Buch, das viel Bekanntes zu einem neuen Bild zusammensetzt.Rezensent: Hans-Wolfgang Schaller
Personen: Wertheimer, Jürgen
Wertheimer, Jürgen:
Europa - Eine Geschichte seiner Kulturen / Jürgen Wertheimer. - München : Penguin, 2020. - 574 S. : Ill. ; 24 cm
ISBN 978-3-328-60063-3 geb. : EUR 26.00
Epochenübergreifende Darstellungen - Signatur: Gb Wer - Buch