Verstört vom Krieg in der Ukraine begibt sich Martin Leidenfrost auf eine ergebnisoffene Suche nach der Seele Europas.
Rezension
Auswahl der persönlichen Kurzreportagen, die der österreichische Schriftsteller in Zeitungen mehrerer Länder (darunter Neues Deutschland, Die Presse) veröffentlicht. Sein Ziel: eine gedankliche Brücke zwischen dem einen oder anderen Winkel Europas zu bauen. 50 Kurzgeschichten aus Europa, einem manchmal fremd wirkenden Erdteil, der sich nicht erst seit dem britischen Anti-EU-Votum in der Krise befindet. Martin Leidenfrost serviert uns verbale Miniaturen von nebenan. Aus der Nachbarschaft, die auf uns immer wieder aufs Neue völlig fremd wirkt. Ja, Europa hat viele Facetten. Da gibt's nicht nur Paris oder London. Da ist auch viel zu entdecken, was dem Durchschnittsdeutschen unverständlich bleibt - und gerade darum diese Lektüre lohnt. Leidenfrost folgt den Spuren euthanasierter belgischer Transsexueller und durch Selbstverbrennung gestorbener Bulgaren. Er stößt auf den letzten Kämpfer für Demokratie in Liechtenstein und auf einen kriegserfahrenen Kosaken in Transnistrien. Wenn Pakistaner in Glasgow slowakische Romni heiraten und wenn serbische Hochlandbauern für albanische Bräute brennen, dann sind das die Geschichten, von denen Leidenfrost erzählt. Den vollkommensten Europäer findet er in einem Straßengraben bei Marseille. Und zu Hause im Plattenbau findet er die Liebe. .
Jede dieser 50 Kurzgeschichten ist eine Entdeckungsreise. Schnell und gut lesbar - aber mit langem Nachhall, wenn's denn beliebt. Mit seinen "exzessiven Selbstversuchen" wagt sich Leidenfrost in soziale Grenzbereiche des Alltags in unserem so vielfältigen Europa vor. Und er schreibt selbst über all die Tragödien auf diesem Kontinent so schön, dassRezensent: Klaus Frieling
Personen: Leidenfrost, Martin
Leidenfrost, Martin:
Expedition Europa : Fünfzig exzessive Selbstversuche / Martin Leidenfrost. - Wien : Picus, 2016. - 239 S. ; 19 cm
ISBN 978-3-7117-2033-7
Europa (einschl. Russland und Türkei) - Signatur: Ed - Bücher