Späte Spurensuche einer Enkelin zur Lebensgeschichte des Großvaters.
Rezension
Nach Abschluss ihrer Promotion in Pisa geht die Autorin nach Paris, wo sie Philosophie lehrt. Doch die Ferien verbringt sie regelmäßig in Apulien, wo sie das von ihrem Vater ihr überlassene Haus der Großeltern hat restaurieren lassen. Seither beginnt sie, sich Gedanken über den Großvater zu machen, der in der Zeit des Faschismus als Staatsanwalt tätig war, später in der Republik als Abgeordneter der monarchischen Partei im Parlament saß. Wie war das möglich, wie passte das zusammen? Je tiefer Marzano bei ihrer Recherche in die Materie einsteigt, die bald weit über die eigene Familie hinausgeht, um so deutlicher zeigt sich, dass es weder in den Behörden noch im Gerichtswesen eine Aufarbeitung gegeben hat, sondern weggeschaut und verdrängt wurde. Langsam trägt sie Dokumente und Archivmaterial zusammen, liest all das, was der Großvater hinterlassen hat. Immer wieder stellt sie die Frage nach der Wahrheit über eine so ferne, so andere Zeit, und versucht zu verstehen, warum der Großvater sich früh den Faschisten anschloss.
Für an italienischer Geschichte Interessierte.Rezensent: Halgard Kuhn
Personen: Marzano, Michaela Robertz, Lina
Marzano, Michaela:
Falls ich da war, habe ich nichts gesehen / Michaela Marzano. Dt. von Lina Robertz. - Köln : Eichborn, 2023. - 367 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-8479-0150-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher