„Ich bin Philosophin und interessiere mich für die Menschlichkeit." Das ist Simone Weils Auskunft auf dem Sterbebett.
Rezension
Wer in diesen Zeiten auf Spuren brillanter Deuterinnen der Gegenwart stoßen will, um wie im Rausch deren Nachdenken zu folgen, wird dieses Buch verschlingen. So wie ich. Und mit einem roten Buntstift zeilenweise Anstreichungen vornehmen. Wieder einmal ist es Hannah Arendts bissiger Stil, ihre Geradlinigkeit in der Kritik aller Unmenschlichkeit, die die Leserin in den Bann schlagen. Daneben wirkt Simone de Beauvoir wie ein Schoßhündchen. Nicht ganz: Sie ist in den zehn Jahren sehr mit ihren erotischen Erfahrungen beschäftigt. Vielleicht fehlt ihr aber auch der zwangsläufige Zugang zu den totalitären Zeiten, den ein jüdischer Mensch als Paria dazu haben muss: Simone Weil, die aus der Gewerkschaftsbewegung zur Mystikerin heranwächst, die „finsteren Zeiten" analysiert und ihr Leben für den Widerstand gibt, indem sie an den Hungerrationen jüdischer Kinder verhungert. Ayn Rand, ebenfalls als Jüdin in der Sowjetunion verfolgt, wird in den USA zur Vordenkerin des marktliberalen Konservativismus.
Für philosophieinteressierte Leser*innen und Gottesdienste zur Philosophie in finsteren Zeiten.Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Ellenberger, Wolfram
Ellenberger, Wolfram:
Feuer der Freiheit : Die Rettung der Philosophie in finsteren Zeiten 1933-1943 / Wolfram Ellenberger. - Stuttgart : Klett-Cotta, 2020. - 396 S. : Ill. ; 22 cm
ISBN 978-3-608-96460-8
Geschichte der Philosophie - Signatur: Pa 2 - Bücher