Eine Geschichte von Ausgrenzung und Zusammenhalt in den Niederlanden Ende der 1950er Jahre.
Rezension
In einem kleinen niederländischen Ort, 1958, erlebt ein Mädchen soziale und konfessionelle Gegensätze. Sie wohnt außerhalb auf einem Bauernhof und gehört nicht zu den reichen Dorfkindern. Ihre Freundin Laura kommt aus Indonesien, bis 1945 niederländische Kolonie. Und auch die alleinstehende Nachbarin Sofia, die sich zur Kriegszeit mit Deutschen eingelassen hat, wird ausgegrenzt. Irgendwann fliegen sogar Steine. Untätig, leicht depressiv erscheint der Vater des Mädchens, dem schwere Zeiten nachhängen. Doch im entscheidenden Moment ist er zur Stelle. Behutsam skizziert die Autorin die Spannungen und Ängste, die das Kind eigenwillig und mit viel Fantasie bearbeitet. Informationen gibt es kaum. Von der Leser*in wird erwartet, sich alles wie ein Kind selbst zusammenzureimen und offene Fragen auszuhalten. Sehr überzeugend ist die Entwicklung von Angst und Schwäche hin zum aktiven Handeln, zum Neuanfang. Ein anspruchsvolles, aktuelles Buch, das ohne moralische Note zur Zivilcourage ermutigt.
Das Buch wird jüngere Jugendliche überfordern, ist aber ab etwa 16 Jahren und auch für Erwachsene sehr geeignet. Ideal zum Darüber-Reden in Literaturkreisen, Gemeinden oder der Familie.Rezensent: Rainer Merkel
Personen: Heesen, Martha Erdorf, Rolf
Heesen, Martha:
Fliegende Steine : Roman / Martha Heesen. Dt. von Rolf Erdorf. - Hildesheim : Gerstenberg, 2017. - 155 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-8369-5995-7
Erzählungen (ab 13 Jahre) - Signatur: Ju 3 - Bücher