Zwei Liebesgeschichten stoßen auf zentrale Fragen der Liebe, der künstlichen Intelligenz und der Gesellschaft.
Rezension
Wintersons Roman spielt auf zwei ineinander geschobenen Zeitebenen: Im Sommer 1816 entwickelt die junge Mary Shelley in den Schweizer Alpen die literarische Figur des Doktor Viktor Frankenstein, der sich über Grenzen hinwegsetzt und aus Leichenteilen ein Wesen erschafft. In der nahen Zukunft lernen sich der Londoner transgender Arzt Ry Shelly, ehemals Mary, und Viktor Stein, ein Experte auf dem Feld der künstlichen Intelligenz, kennen. Sie sind fasziniert voneinander, philosophisch als auch sexuell, und das starre Bild gesellschaftlicher Konventionen und ethischer Grundsätze gerät ins Wanken.
In klarer Sprache adaptiert die Autorin die Entstehungsgeschichte des Klassikers und aktualisiert die zentralen Fragen des Werkes: Was darf sein und was nicht, selbst, wenn es möglich ist? Dabei scheinen die Grenzen zwischen Realität und Fiktionalität, künstlicher und menschlicher Intelligenz, biologischer und empfundener Sexualität zu verwischen und was als normal gilt, wird in Frage gestellt.
Rezensent: Anne Tebben
Personen: Winterson, Jeanette Grabinger, Michaela Walitzek, Brigitte
Winterson, Jeanette:
Frankissstein : Eine Liebesgeschichte. Roman / Jeanette Winterson. Dt. von Michaela Grabiner u. Brigitte Walitzek. - Zürich : Kein & Aber, 2019. - 394 S. ; 19 cm. -
ISBN 978-3-0369-5810-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher