Ypi, Lea
Frei - Erwachsenwerden am Ende der Geschichte
Bücher

In der Autobiographie zeichnet die 1979 in Tirania geborene Autorin ihre Kindheit im Wandel der politschen Systeme bis 1997 nach.


Rezension

Lea Upi ist heute Professorin für politische Theorie in London und schreibt dieses berührende Buch als Erklärung für Ihre Mutter, warum sie diesen Berufsweg gewählt hat. Aufgewachsen ist sie im stalintreuen Kindergarten und in der schulischen Verehrung für „Onkel Enver" (den albanischen Diktator Enver Hoxha), wird dort von den Kindern wegen ihrer Französischkennnisse, die sie von der gebildeten Großmutter gelernt hat, verspottet. Unter dem erzwungenen Deckmantel der Linientreue schimmert auch für das aufgeweckte Kind immer wieder Widersprüchliches in den Einstellungen der eigenen Familie durch. Der vollständige Systemumbruch 1990 stürzt den Teenager in eine wahre Krise. Was ist die Wahrheit? Nach und nach enthüllen die Eltern ihre zum Schutz der Tochter verborgenen Geheimnisse. Auf die Diktatur folgen „Strukturreformen" und für viele 1997 finanzieller Ruin. Nach dem Schulabschluss studiert Lea in Italien. Die Autorin kann hervorragend erzählen und schafft es, politischen Wandel und familiäres Leben zu verbinden. „Als die Freiheit endlich kam, war sie wie ein gefroren serviertes Gericht."

Eine Familiengeschichte mit Tiefgang, mit vielen Episoden, die sich der Leserin einprägen und dem erhellenden Blick auf Identitätsbildung unter den Bedingungen des Systemwandels. Sehr empfohlen!

Rezensent: Gabriele Kassenbrock


Personen: Ypi, Lea Bonné, Eva

Schlagwörter: Familie Jugend Albanien Systemwechsel

Ypi, Lea:
Frei - Erwachsenwerden am Ende der Geschichte / Lea Ypi. Dt. von Eva Bonné. - Berlin : Suhrkamp, 2022. - 332 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-518-43034-7

Zugangsnummer: 44259
Einzel- und Familienbiografien sowie Briefe und Tagebücher einzelner Personen aus allen Sachgebieten - Signatur: Bb - Bücher