Reportage über die stille Revolution vor unserer Haustür.
Rezension
Der Industrie-Roboterhersteller Kuka, der Maschinenbauer Krauss-Maffei oder der Klavierbauer Schimmel - sie alle sind mittlerweile in chinesischer Hand. In keinem Land Europas investieren Chinesen so viel wie in Deutschland. Wenn in der politischen Diskussion aktuell über "Schutzmaßnahmen" gegen weitere Übernahmen diskutiert wird, dann hat dies drängende Relevanz. Denn während Wirtschaft und Politik in Europa weiter schwächeln, ist die Volksrepublik China bei uns auf großer "Einkaufstour". Die Vorherrschaft wirtschaftlicher Interessen über demokratisch-humanistische Werte ist dabei das eigentliche Kernproblem der westlichen Politik. Die bei uns vorherrschende Erwartung, durch intensive Beziehungen werde in der Volksrepublik allmählich ein politischer Wandel bewirkt, entbehrt jedenfalls jeder Grundlage. Die chinesischen Unternehmen, die auf unsere Märkte drängen, sind meist reine Staatsunternehmen. Es geht also nicht um das freie Spiel der Marktkräfte. Langfristig müssen uns zudem auch die Einflussmöglichkeiten zu denken geben, die die Führung in Peking auf Europas Regierungen und Gesellschaften haben dürfte, wenn sich erst einmal ein großer Anteil wirtschaftlicher Aktivposten in chinesischer Hand befindet. Als Beispiel wird im Buch auf den Regime-Gegner Liu Xiaobo verwiesen: Auf dessen Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis reagierte China mit verschärften Regeln für den Import von norwegischem Lachs - der verdarb tonnenweise in den Lagerhallen.
Empfehlenswert für größere Bücherei-Bestände mit politisch/wirtschaftlicher Ausrichtung.Rezensent: Klaus Frieling
Personen: Cardenal, Juan Pablo
Cardenal, Juan Pablo:
Freundliche Übernahme : Chinas Griff nach Europa / Juan Pablo Cardenal u. Heriberto Araújo. Dt. von Roberto de Hollanda. - München : Hanser, 2017. - 349 S. ; 22 cm. - Aus d. Span.
ISBN 978-3-446-25500-5 geb. : EUR 26.00
Zeitkritik und Zukunftsfragen - Signatur: Se Car - Buch