Auf unterschiedliche Weise suchen die Mitglieder der Familie Delpe Trost in virtuellen Welten.
Rezension
Nach dem Tod des jüngeren Sohnes Donald driftet die Familie Delpe auseinander. Der 18jährige Jeff verliert sich in einem Onlinegame. Vater Jim folgt ihm in die Welt des Computerspiels, wo er seine Heldenphantasien und sexuellen Träume auslebt. Mutter Renata wendet sich an ein Beichtportal, wo sie Rat sucht bei einem unbekannten Chat-Partner namens GOTT. Was wie eine unaufhaltsame Spirale ins Verderben wirkt, kann nur gestoppt werden, als alle drei – nicht auf angenehme Weise – wieder in die Realität zurückgeholt werden. Die Protagonisten charakterisiert eine Mischung aus Naivität, einer Unfähigkeit zu kommunizieren und Lebenshunger. Anknüpfend an sein gerade verfilmtes Buch „Superhero“, zeigt McCarten hier in zugespitzter Weise moderne Formen der Trauerarbeit durch Realitätsflucht, die letztlich scheitern muss. Dabei fehlen weder Schilderungen (virtueller) Gewalt noch sexueller Begegnungen. Der Leser wird mitgenommen auf eine rasante Fahrt, die zwangsläufig auf den Abgrund zuzuführen scheint.
Gleichzeitig ein Blick in die Faszination virtueller Welten, sowie das Bild einer Familie, die vom Zerfall bedroht ist.Rezensent: Birgit Schönfeld
Personen: Allie, Manfred Kempf-Allie, Gabriele McCarten, Anthony
McCarten, Anthony:
Ganz normale Helden : Roman / Anthony McCarten. Dt. von Gabriele Kempf-Allié und Manfred Allié. - Zürich : Diogenes, 2012. - 453 S. ; 19 cm. -
ISBN 978-3-257-06794-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher