Eine Ausnahmesituation in Zeiten von Corona.
Rezension
Ali Smith schreibt in der Ich-Form, Sprache und Kunst sind die Elemente, in denen sich ihre Protagonistin zu Hause fühlt. Menschliche Kontakte empfindet sie als Zeitverschwendung. Aber nun liegt ihr Vater im Krankenhaus, seinen Hund hat sie in Pflege genommen, obendrein meldet sich eine längst vergessene Kommilitonin bei ihr, die nicht abgewehrt werden kann. Ein wehrhaftes Verweigern von geforderten Hilfestellungen nützt ihr nichts. Immer mehr Menschen stürmen auf die zurückgezogen lebende Künstlerin ein, mit eigenen Problemen und gänzlich unerwünschten Problemlösungen für die Künstlerin selbst. Ali Smith erzählt in breitem Panorama, Anspielungen auf die Mythen der Antike, Ausflüge ins Mittelalter und die Rolle der Frauen als Künstlerinnen bieten einen großzügigen Erzählhorizont weitab von persönlicher Betroffenheit oder existenziellen Schwierigkeiten während der Coronapandemie. Ernsthafte kritische Beschreibungen unserer Zeit wechseln sich mit humorvollen Passagen leicht absurden Zuschnitts ab.
Dieser Roman erschließt sich nicht bei schneller Lektüre. Eigenwillige Formulierungen und unerwartete inhaltliche Verknüpfungen verlangen die ganze Aufmerksamkeit der Leserinnen.Rezensent: Barbara von Korff-Schmising
Personen: Smith, Ali Morawetz, Silvia
Smith, Ali:
Gefährten : Roman / Ali Smith. Dt. von Silvia Morawetz. - München : Luchterhand, 2023. - 253 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-630-87728-0
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher