Ein mutiges, schönes und schwieriges Buch über das Fliehen und niemals ankommen, das Vermissen und das Verlieren und die Schwere des Erinnerns.
Rezension
Jenny Erpenbeck ganz aktuell! Die Flüchtlinge, die auf dem Oranienplatz in Berlin campierten, sind Anlass für Richard, einen emeritierten Philologen aus dem Osten Berlins, zunächst zaghaft und später mutig Kontakt zu suchen, nach Vergangenheit und Zukunft der Menschen zu fragen. Dabei erforscht er selbst neu seine eigenartige Heimatlosigkeit im vereinigten Deutschland. Jenny Erpenbeck findet hier bewegende und haarfein differenzierende Bilder für die Unbehaglichkeit des ostdeutschen Intellektuellen. Die Männer des Camps werden ihm zu fremden Freunden, ihre Geschichten zu Herausforderungen des Mitgefühls und die Behandlung ihrer Personen und Schicksale erzürnen ihn (und die Leserin mit!). Erpenbeck erfindet eine Person mit einem großen Verlangen nach Verstehen und einer tiefen Lust am Erkennen. Richard erscheint weltfremd und ganz als Weltbürger mit Gewissen, ohne ein Gutmensch zu sein. Nur so gelingt es ihm, die Grenzen zu den Fremden zu überwinden und ihr Mitmensch zu werden. (Empfehlungsliste zum Evangelischen Buchpreis 2016.)
Sehr gut geeignet für Literaturgruppen, Literaturgottesdienste sowie Gruppen die Flüchtlingshilfe anbieten.Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Erpenbeck, Jenny
Erpenbeck, Jenny:
Gehen, ging, gegangen : Roman / Jenny Erpenbeck. - München : Knaus, 2015. - 351 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-8135-0370-8
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher