Erste Begegnung eines kleinen Mädchens mit dem Tod. Ritual der Beerdigung als Hilfe für Trauernde.

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Rezension

Was ist los mit der Kleinen im roten Plisseekleid? Sie stiefelt durch den Park, schleift eine knallrote Lackleder-Oma-Handtasche hinter sich her, dass es nur so staubt, und brüllt Parkbesucher an: „Gehört das so?“ Die Griller, Paddler, bolzenden Jungen gucken verdutzt und bleiben stumm. Auch einem Schmetterling schreit die Kleine mit geball¬ter Faust ihre Verzweiflung entgegen. Eine skurrile Sechsergruppe – ein Dackel, ein geflügeltes Wesen in grünen Bermudas, ein kleiner Herr mit Koffer, ein Dicker mit Bierbauch, Lodenjoppe, Trachtenhut, eine spillerige Lange mit Silberhaar, ein einäugiger Teddy – heftet sich an ihre Fersen und wird nicht schlau aus ihrem Geschrei, bis die Lange fragt: „Was ist eigentlich los mit dir?“ „Elvis ist tot“. Nein, nicht der Sänger. Das Mädchen öffnet die Tasche und zeigt auf den toten Kanarienvogel darin. „Ging mir irgendwie nah, das Ganze“, sagt einer aus der Gruppe, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird. Diese Szene leitet die Wende ein. Eine feierliche Erdbestattung mit Kerze, Schärpenkranz, Wiesenblumen, Weihrauch wird zelebriert. Alle sind an dem Ritual des Abschieds beteiligt. Dann gibt es Bienenstich und Kaffee. Die Sieben sitzen ganz nah zusammen, essen, reden, weinen, umarmen einander, das Mädchen kann endlich erzählen, wie das so war mit ihr und Elvis. Es tut gut, dass die neuen Freunde das wissen wollen. Alle können sogar lachen bei der Vorstellung, wie das wohl werden würde, wenn der eine Elvis den anderen trifft. – Schössow belebt seine comichaften, doppelseitigen oder seitenübergreifenden Bilder – viel lichte Parklandschaft – mit verschiedenen Freizeitgruppen. Deren Figuren in gedeckten Farben sind mit dickem schwarzem Strich konturiert und wirken etwas hölzern. Die Kleine steht im Zentrum, auch wenn sie manchmal am Bildrand agiert. Vor allem die Bilder erzählen, wie sich Gefühle und Sichtweisen des Mädchens verändern. Das letzte Bild – Abendstimmung liegt bereits über dem Park – zeigt den Abschied der Sieben, die durch einen Trauerfall einander nahe gekommen sind und nun im Rückblick auf den Tag übereinstimmend empfinden: „Schön war‘s“. – Der Tod des kleinen Vogels ist die erste Begegnung des Kindes mit dem Tod. Das Ereignis trifft es unvorbereitet und macht es fassungslos und wütend. Wie können alle anderen weiter fröhlich sein, während Elvis starr und stumm ist? „Gehört das so?“ Echtes Mitempfinden, so zeigt das Buch, mindert nicht die Trauer, aber es löst die verwirrten Gefühle und den Ring der Einsamkeit, befreit vom Zorn auf die Umwelt und befähigt zum Erinnern an das, was schön war.

Kinder ab 5 J., einzelne oder Gruppen (Kindergarten, Schule), Erwachsenengruppen.

Rezensent: Irmgard Schmidt-Wieck

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Personen: Schössow, Peter

Schlagwörter: Tod Trauer

Interessenkreis: Mitteldruck