Die Bildgeschichte erzählt auf skurrile Weise die Lebensgeschichte des Fotomodells Gerda, von Kindheit, Glück, Krise und Neuanfang.
Rezension
Gerda war ein Wildfang, meist in der Natur zu finden, trieb Sport, geriet als junge Frau an den falschen Mann, emanzipierte sich, wurde Fotomodell, fand noch einmal das Glück mit einem Ehemann, der sich dann als Transvestit herausstellte... Gerdas Lebenslauf wird so recht durch die Art seiner Darbietung interessant. Denn die Geschichte wird als Foto-Bildgeschichte erzählt, in weiter Bildfolge, im ergänzenden oder kontrastiven Zusammenspiel kurzer Texte und ganzseitiger Farbfotografien. Das führt nicht nur dazu, dass der Rezipient verbinden und kombinieren muss, die Bilder lassen ihm zudem viel Freiheit zu erweiternder Imagination. Das Leseabenteuer wird zu einem witzig-ironischen Spiel durch einen besonderen Kunstgriff: Gerda (die Schauspielerin Petra Zieser) findet sich in jedem Bild, auch im Laufställchen und auf Bäumen, als erwachsene Frau, brav, adrett im Kostüm mit Handtasche – ein klassischer Fall von Verfremdung, dessen demonstrative Künstlichkeit viel Raum zum Nach- und Weiterdenken bietet. Zitate (wie die an Ingres und Ray Man orientierte Rückenfigur, S. 53), die „Typ-Änderungen“, die durch andere Schauspielerinnen verkörpert werden, vor allem aber die an Buster-Keaton-Slapsticks erinnernde stoische Mimik bereichern die Komik dieses ungewöhnlichen Buches.
Diese Fotobildgeschichte ist vornehmlich ein ironisches Unterhaltungsangebot für Erwachsene, das aber auch zum Mit- und Weiterdenken anregt.Rezensent: Dietrich Grünewald
Personen: Hagemann, Bernhard
Hagemann, Bernhard:
Gerda / Bernhard Hagemann Text und Ill. - Halle : Mitteldt. Verl., 2009. - 76 S. : überw. Ill. ; 20 cm
ISBN 978-3-89812-629-8
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher