Ein Europäer erlebt das indische Dorfleben.

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Rezension

Martin Kämpchen, promovierter Germanist, lebt in Shantiniketan, dem ehemaligen Refugium von Rabindranath Tagore, in der Nähe von Kalkutta. In Deutschland ist er bekannt als Autor von regelmäßigen Beiträgen für die F.A.Z., als erster Übersetzer des Werks von Tagore direkt aus dem Bengali und als Autor verschiedener Publikationen über Indien. Für seine Vermittlungsarbeit zwischen Deutschland und Indien wurde er mit dem Tagore-Preis der Deutsch-Indischen-Gesellschaft ausgezeichnet. Seine „Geschichten aus dem indischen Alltag“ sind Ergebnis einer im besten Sinne ‚teilnehmenden Beobachtung’. Vor dem Hintergrund seiner differenzierten Kenntnis der indischen Gesellschaft beschreibt er das Leben auf den Dörfern und in den Kleinstädten rund um Shantiniketan. Dabei reflektiert er kritisch seine Sonderrolle als Europäer und die sich daraus ergebenden Besonderheiten seiner Wahrnehmung. Mit großer Behutsamkeit stellt Kämpchen entlang der großen Lebenseinschnitte von Geburt über Heirat bis zum Tod das Leben in den dörflichen Strukturen dar und kommt dabei den Menschen so nah wie wohl selten ein Ausländer. Immer steht in den Geschichten ein alltägliches Schicksal im Mittelpunkt: der patente Elektriker, der nur mit Mühe eine eigene Existenz aufbauen kann; der verbummelte Sänger, der trotz großer Gaben sein Leben nicht in den Griff bekommt; das Liebespaar, das bei allem Respekt gegenüber den Traditionen im Romeo und Julia auf dem Lande Stil zueinander findet.

So ist der gut lesbare, fesselnde Band eine sehr gute Ergänzung zu den vielen dem Großstadtleben gewidmeten Titeln des aktuellen Buchmarkts.

Rezensent: Rüdiger Sareika

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Personen: Kämpchen, Martin

Schlagwörter: Alltag Indien Dorf