Rezension
Der Autor wurde 1937, in Bordeaux, geboren. Der Neuropsychiater B. Cyrulnik gilt als Kapazität der Resilienzforschung. Seine Eltern, aus der Ukraine eingewanderte Juden, starben im Konzentrationslager. Er selbst entging nur knapp dem Tod. In Frankreich ist Cyrulnik Bestsellerautor. Viele Menschen auf dieser Erde glauben an einen Gott, kommunizieren täglich mit ihm, fühlen sich von ihm behütet oder bestraft. Den Autor interessiert, wie sich der Glauben auf die menschliche Psyche auswirkt. Der Glaube werde bisher als wichtiges Element des menschlichen Geistes weitgehend ignoriert. Bücher über die Psychologie der Gottessehnsucht, die beruhigende und gefährliche Wirkung des Glaubens oder über seine Macht, die Seele zu sozialisieren, sind - so der Autor - selten. Der Autor will zeigen, wo im Gehirn spirituelles Bewusstsein stattfindet und wie es sich verändert. Er will die spirituellen Ressourcen kennenlernen und stärken. Die wenig spezifische und undifferenzierte, mitunter anekdotenhafte Form der Darstellung und der problematische Vergleich zwischen normalem gesellschaftlichen Alltag und Kindersoldatendasein und KZ-Alltag muss irritieren. Die Argumentation ist für den Leser/die Leserin nicht nachvollziehbar und überprüfbar.
Die Anmerkungen des Buches reichen nicht aus. Von einer Entschlüsselung durch Psychologie und Hirnforschung und Stärkung von Spiritualität zu sprechen, ist überaus kühn.
Dazu ist mehr Erkenntnis, Forschung und Darstellung notwendig.
Rezensent: Martin Weskott
Personen: Cyrulnik, Boris Ammann, Christine Seele-Nyima, Claudia
Cyrulnik, Boris:
Glauben : Psychologie und Hirnforschung entschlüsseln, wie Spiritualität uns stärkt / Boris Cyrulnik. Dt. von Christine Ammann u. Claudia Seele-Nyima. - Weinheim : Beltz, 2018. - 284 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-407-86537-3
Christlicher Glaube, Religionen, religiöse Weltanschauungen - Signatur: C - Bücher