Ein 120 Jahre altes Haus im Roten Wedding erzählt seine Geschichte und die seiner Bewohner.
Rezension
Wer fast 130 Jahre auf dem Buckel hat, kann was erzählen: von der Weimarer Zeit, von den jüdischen Bewohnern, vom Widerstand gegen die Nazis im Roten Wedding. Jetzt, alt und klapprig geworden, sind es Roma, die wie Herbstlaub in Berlin auch zu DDR-Zeiten herumgeweht wurden und nun in diesem Haus im Wedding wohnen. Gertrud, fast so alt wie das Haus, fast 100, lebt seit ihrer Jugend hier, hat alles gesehen, gehört, gerochen. Leo Lehmann ist mit seiner Enkelin Nira aus Israel gekommen. Manfred, sein Freund, wurde von den Nazis in der Wohnung von Gertrud verhaftet. Eigentlich will er nicht mehr an diese Geschichte heran, aber Laila, eine Roma, die mit großem Mitgefühl für die Hausbewohner da ist, bewegt ihn dazu. Sie ist es auch, die die 70 Jahre zwischen Leo und Gertrud zusammenbindet. Sprachlich ist das Buch eine Wohltat, nicht zu leicht, nicht zu schwer, angemessen, einladend - man meint, den Geruch des Treppenhauses wahrzunehmen.
Für Literaturkreise und Einzelne, die Geschichte wahrnehmen und damit die Gegenwart deuten.Rezensent: Volker Dettmar
Personen: Scheer, Regina
Scheer, Regina:
Gott wohnt im Wedding : Roman / Regina Scheer. - München : Penguin, 2019. - 412 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-328-60016-9
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher