24 Autoren erinnern sich in kurzen Geschichten an den Eisernen Vorhang, der Ost und West zwanzig Jahre lang trennte.
Rezension
Aus Anlass des 20jährigen Jubiläums des Mauerfalls hat die junge Bestseller-Autorin, die bis zum Alter von acht Jahren in der DDR aufwuchs, eine Anthologie herausgegeben. In 24 kurzen Beiträgen von ost- und westdeutschen sowie ausländischen Autoren geht es um die unterschiedlichen „Grenzerfahrungen“. Wie entsteht Geschichte, wie wird Erinnerung geformt? In der Literatur kann gegenwärtig geleistet werden, was durch Statistiken nicht verständlich wird, sie kann subjektiv und erzählend Wahrheit beanspruchen. Die Überwindung der Grenze liegt für Franck im Erzählen. So schreibt z.B. Viola Roggenkamp über eine Autofahrt mit ihrer Mutter durch die DDR mit den Schikanen der Grenzkontrolle. Ein anderer herausragender Beitrag stammt von Thomas Brussig: Er schreibt mit viel Situationskomik aus der Perspektive eines jungen Mannes, der Großes vollbringen will und sich schon als Topspion sieht: in Wirklichkeit muss er eine Person tagaus, tagein observieren; heraus kommt die ganze Absurdität. Roger Willemsens Bericht ist politisch-ironisch, eine nüchterne Bilanz. Jens Sparschuh beschreibt den „Bahnhof Friedrichstraße“ als Museum. Die beiden kurzen Beiträge von Günter Grass stammen aus seinem Buch „Mein Jahrhundert“ und passen hervorragend in diese Anthologie.
Alles in allem eine sehr empfehlenswerte Sammlung mit unterschiedlichen Beiträgen, die insgesamt in ihrer Vielstimmigkeit ein vielschichtiges Bild der deutsch-deutschen Grenze und ihrer Überwindung vermitteln.Rezensent: Ileana Beckmann
Personen: Franck, Julia
Grenzübergänge : Autoren aus Ost und West erinnern sich. - Frankfurt am Main : S. Fischer, 2009. - 281 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-10-022604-4
Einzel- und Familienbiografien sowie Briefe und Tagebücher einzelner Personen aus allen Sachgebieten - Signatur: Bb - Bücher