Die erste Liebe eines fünfzehnjährigen Gymnasiasten in den 80er Jahren verwoben mit arabisch-persischer Liebesmystik.
Rezension
Kermani legt keinen klassischen Coming-of-Age-Roman vor. Der Erzähler blickt zurück auf alle Höhen und Tiefen seiner ersten großen Liebe mit fünfzehn zu einer drei Jahre älteren Abiturientin in der Friedensbewegung der 80er Jahre. Tagebuchartig, durch Kapitelnummern statt Seitenzahlen gegliedert, reflektiert er seine Erlebnisse und Erfahrungen, kontrastiert und unterstreicht sie sprachlich opulent durch Einschübe aus der arabisch-persischen Liebesmystik. Sein Sohn ist etwa gleichaltrig und der Erzähler begreift die Distanz seiner Eltern zu seinem fünfzehnjährigen Ich. Zuletzt ermöglicht das Manuskript dieser Erzählung eine Annäherung zwischen Vater und Sohn heute. Kermanis gespreizte Sprache spaltet sicher die Leserschaft ebenso wie die Liebesmystik-Bezüge. Einerseits entfaltet sich so ein sprachlicher Zauber, der andererseits als zuviel und teils zu kryptisch empfunden werden kann.
Ein Roman für ein ausgewähltes anspruchsvolles Publikum, das offen ist für die Sprachkunst Kermanis und vielleicht an eigene 80er-Jahre-Erlebnisse erinnert wird.Rezensent: Kathrin Vogel
Personen: Kermani, Navid
Kermani, Navid:
Große Liebe : Roman / Navid Kermani. - München : Hanser, 2014. - 100 S. ; 19 cm
ISBN 978-3-446-24474-0
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher