Autobiografie von Marianne Birthler, die 10 Jahre die Stasi-Unterlagenbehörde leitete.
Rezension
Seit der Wende taucht Marianne Birthler (* 1948) immer wieder auf als friedliche Revolutionärin, Abgeordnete, brandenburgische Ministerin und als Leiterin der Stasi-Unterlagenbehörde. In ihrer Autobiografie erzählt sie anschaulich vom Alltag im Ostberlin der 50/60er Jahre, vom Treffen mit Gleichgesinnten in der evangelischen Gemeinde und vom Widerstand im Stillen. Schon als 15jährige fiel sie auf, weil sie die Junge Gemeinde der FDJ-Mitgliedschaft vorzog. Mit 20 Jahren heiratet sie den Tierarzt Wolfgang Birthler, der, weil Wehrdienstverweigerer, selbst als junger Vater als Bausoldat dienen musste. Nach der Scheidung 1983 findet sie Arbeit im kirchlichen Raum und wird zu einer führenden Stimme des friedlichen Umbruchs. Der Leser erfährt viel über den Alltag der DDR, den Kampf um ein richtiges Leben, von Solidarität und Freiheitsgeist. Die Arbeit für die Stasi-Unterlagenbehörde braucht viel Fingerspitzengefühl und Engagement. Immer wieder muß sie auch Enttäuschungen hinnehmen. Durch das Verhalten einzelner Westdeutscher kann sie aber mit Stolz auf ihre Arbeit zurückblicken und warnt vor einer Verharmlosung des damaligen Systems.
Breit zu empfehlen, auch in Auszügen für Diskussionsgruppen.Rezensent: Armgard Klein
Personen: Birthler, Marianne
Birthler, Marianne:
Halbes Land. Ganzes Land. Ganzes Leben : Erinnerungen / Marianne Birthler. - München : Hanser Berlin, 2014. - 397 S. : Ill. ; 22 cm
ISBN 978-3-446-24151-0
Einzel- und Familienbiografien sowie Briefe und Tagebücher einzelner Personen aus allen Sachgebieten - Signatur: Bb - Bücher