Autofiktionale Episoden aus der Kindheit des 12jährigen Edgar. Im Zentrum steht die problematische Vater-Sohn-Beziehung.
Rezension
Aus der Perspektive des kleinen Edgar wird in Episoden eine Kindheit in einem typischen bürgerlichen Haushalt in der deutschen Provinz um 1960 geschildert. Die Eltern, Liebhaber klassischer Musik, spielen Klavier und Geige, geben Hauskonzerte - und kommen von ihren früheren Naziüberzeugungen nicht los. Ihr "ganzes Denk- und Sprachgebäude" stammt aus dieser Zeit. Das führt am Esstisch immer wieder zu politischen Auseinandersetzungen mit Edgars älteren Brüdern.Stilistisch gekonnt, mit kurzen Sätzen im Präsens werden die Episoden erzählt und besonders das ambivalente Vater-Sohn-Verhältnis beschrieben. Kann ein Kind seinen Vater lieben, wenn dieser ihn regelmäßig mit dem Rohrstock prügelt? Edgar selbst lügt, stiehlt und flüchtet sich in Phantasiewelten. Die Kraft des Textes lebt von dieser Ambivalenz. Edgar Selge ist ein wunderbarer Interpret seines eigenen Werkes. Die Liebe, Freude und Trauer in den Geschichten, aber auch schreiend-komische Szenen berühren die Hörer*innen unmittelbar.
Dem bekannten Schauspieler ist ein herausragendes Debüt gelungen, das als Hörbuch wie als Buch unbedingt angeboten werden muss.Rezensent: Wolfgang Vetter
Personen: Selge, Edgar
Selge, Edgar:
Hast du uns endlich gefunden : UIngekürzte Autorenlesung / Edgar Selge. Gelesen vom Autor. - Berlin : Argon, 2021. - 2 mp3-CDs ; 544 Min.
ISBN 978-3-8398-1932-6 : EUR 24.95
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Sel - CD