Analyse der Religionen der Spätmoderne, ihrer Loslösung von kultureller Identität und der Gefahr des Fundamentalismus.
Rezension
Die Globalisierung lässt die Religionen nicht ruhen: sie werden aus ihren kulturellen Bindungen herausgelöst und auf den globalen Sinn-Markt geworfen. Hier sieht der Islam-Spezialist die Gefahr des Fundamantalismus, die sich keineswegs auf den muslimischen Glauben beschränkt. Der überall zu beobachtende Erweckungsglaube ist nicht die Abwehr der Säkularisierung, sondern ihr Produkt: "Die Säkularisierung bringt das Religiöse hervor." Mehr noch: der Fundamentalismus sei die am besten an die Globalisierung angepasste Form des Religiösen. Einsichtig, denn das Religiöse wendet sich gegen die Kultur der Umwelt, die es als profan wahrnimmt. Die Gläubigen empfinden sich als Minderheit in einer materialistischen Kultur der falschen Götter, setzen sich davon in einer vernunftsfeindlichen Weise ab. Roy`s Ausweg: Die heilige Einfalt überwinden zugunsten eines Wissens, "das wenigstens ein kleines bisschen heiterer ist". Ein Buch, bei dem man einen Stift zum Anstreichen braucht.
Intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Phänomen der spätmodernen Religionen, geeignet für Gesprächskreise und für die Schärfung der eigenen PositionRezensent: Volker Dettmar
Personen: Roy, Olivier
Roy, Olivier:
Heilige Einfalt : Über die politischen Gefahren entwurzelter Religionen / Olivier Roy. Dt. von Ursel Schäfer. - München : Siedler, 2010. - 334 S. ; 22 cm. - Aus d. Franz.
ISBN 978-3-88680-933-2 geb. : EUR 22.95
Theologische und kirchliche Strömungen der Gegenwart - Buch