Unterhaltsame und anregende Betrachtungen über die Deutschen und ihr zwiespältiges Verhältnis zu ihrer Heimat.
Rezension
Deutsche fallen in der Welt überall dadurch auf, dass sie versuchen nicht als Deutsche aufzufallen, meint der Kabarettist und gelernte Historiker Schnoy (zuletzt „Hauptsache Europa“ 2010) und fragt, was für uns Deutsche eigentlich Heimat ausmacht, was typisch deutsch ist, und warum wir so ein verkrampftes Verhältnis zu unserer nationalen Identität und dem Begriff „Heimat“ haben, der vielen lange Zeit als reaktionär und ewiggestrig galt. Treffsicher, mit einer Prise Selbstironie und auch mal erfrischend unkorrekt nimmt er unsere typischen Eigenheiten (Frühaufsteher, Gründlichkeit, zwanghaftes Spazierengehen, Arbeitswut, Harmoniesucht) und besonders unsere Ängste (vor dem Ozonloch, der Klimaerwärmung, der Arbeitslosigkeit, der Finanzkrise, der Schweinegrippe usw.) aufs Korn. Das kommt leicht und witzig daher, bleibt aber nie an der Oberfläche, sondern gibt viele Denkanstöße. Schnoys Fazit: Egal, wohin man fährt, Heimat fährt immer mit, Heimat muss man nicht erobern, sie wird einem geschenkt. Schnoy liest wie gewohnt mit viel Witz und Komik, gelegentlich auch mit einer Prise Zynismus, die zum Nachdenken anregt.
Diese ebenso unterhaltsame wie anregende Reise durch unsere heimatlichen Gefühle wird Freunden des intelligenten Kabaretts sehr empfohlen.Rezensent: Wolfgang Vetter
Personen: Schnoy, Sebastian
Schnoy, Sebastian:
Heimat ist, was man vermisst : Eine vergnügliche Suche nach dem deutschen Zuhause. Autorenlesung / Sebastian Schnoy. - Frankfurt am Main : Eichborn, 2011. - 2 CDs ; 120 Min
ISBN 978-3-8218-6351-1
Signatur: Gi 2 - Hörbücher